Still, mein armes Söhnchen, sei stillWeine mich nicht um mein bißchen VerstandWeißt ja noch nichts vom VaterlandDaß es dein Leben einst haben willSollet fürs Vaterland stechen und schießenSollst dein Blut in den Acker gießenWenn es der Kaiser befiehlt und will. —Still, mein Söhnchen, sei stillTrink, mein Söhnchen, von meiner BrustTrink, dann wirst du ein starker HeldZiehst mit den andern hinaus ins FeldVater hat auch hinaus gemußtVater ward wider Willen und HoffenVon einer Kugel ins Herz getroffenAus ist nun seine und meine Lust. —Trink von der Mutter BrustFreu dich, goldiges Söhnchen, und lachBist du ein Mann einst, kräftig und großWirst du das Lachen von selber losFröhlich bleibt nur, wer krank ist und schwachVater war lustig. Ich hab ihn verlorenHab dann dich unter Schmerzen geborenHörst drum ewig mein bittres AchFreu dich, Söhnchen, und lachSchlaf, mein süßes Söhnchen, o schlafWeißt ja noch nichts von Unheil und NotWeißt nichts von Vaters HeldentodAls ihn die bleierne Kugel trafFrüh genug wird der Krieg und der SchreckenDich zum ewigen Schlummer erwecken …Friede, behüt meines Kindes SchlafSchlaf, mein Söhnchen, o schlaf…
Geschrieben 1915
Hoch nicht mit Autorisation komponiert