O Schneppenhorst, o SchneppenhorstDu MilitärministerWie gleichst Du dem ChamäleonDu strahlst in jedem FarbentonO Schneppenhorst, o SchneppenhorstDa staunen die PhilisterO Schneppenhorst, o SchneppenhorstWie kühn sind deine EideDu schwörst im Eifer des GefechtsBald rechts, bald links, bald links, bald rechtsO Schneppenhorst, o SchneppenhorstDu Bürgers AugenweideO Schneppenhorst, o SchneppenhorstDu Vaterlands-BefreierDu schlägst mit Lieberich den NuttMit Epp und Möhl das Volk kaputtO Schneppenhorst, o SchneppenhorstDein Lob singt jeder BayerO Schneppenhorst, o SchneppenhorstEin Gruß der HochverräterAus Ebrach, Straubing, OberhausTönt liebevoll dein Ruhm heraus.O Schneppenhorst, o Schneppenhorst,Den Dank erhältst du später.
Verfaßt in der Festungsabteilung des Zuchthauses Ebrach im Hochsommer 1919. Schneppenhorst war sozialdemokratischer Militärminister unter dem Ministerpräsidenten Hoffmann. Er beteiligte sich als solcher an den Vorbereitungen zur Ausrufung der Räte-Republik. Von Landaeur zur Rede gestellt, ob es ihm, in dem das bayerische Proletariat einem zweiten Noske sah, mit seiner Wandlung ernst sei, beteuerte er, er setze seinem Kopf zum Pfande, daß er das ihm unterstellte Militär für die Räte-Republik gewinnen werde. Nach Proklamierung der Räte-Republik wendete er sich sofort wiefer der Gegenseite zu, rief die Freikorps des Generals Epp und die dem General Möhl unterstellten Nosketruppen nach Bayern und wurde so einer der Hauptschuldigen am Weißen Schrecken. In einem Standgerichtsprozeß in Würzburg bestritt er unter Eid, jemals mit den Räte-Republikanern gemeinsame Sache gemacht zu haben. Gegen den Münchner Redakteur Nutt, der Schenppenhorst Meineid vorwarf, strengte der Staatsanwalt Lieberich Klage an. Obwohl zahlreiche Zeugen, darunter der Verfasser, in dem Prozeß gegen Nutt unter Eid die oben wiedergegebene Erklärung des Militär-Ministers für die Räte-Republik bezeugten, wurde Nutt verurteilt. Mehrere Jahre später bekundete Schneppenhorst in einem Aufruhr-Verfahren gegen Hakenkreuzler unter Eid Belastendes gegen die Nationalisten. Hier hat er wahrscheinlich die Wahrheit gesagt : er wurde nämlich wegen diese Bekundung, die als fahrlässiger Falscheid angesehen wurde, zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. [1925]