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Max Hölz-Marsch (Genossen zu den Waffen)

Mühsam, Erich


Text : Erich Mühsam (1920). Auf die Melodie : „Was blasen die Trompeten“ von 1809.


Genossen, zu den Waffen
Heraus aus der Fabrik
Sprung auf, marsch marsch ! Es lebe
die Räterepublik
Es lebe der Kommunismus
Es lebe die Tat
Es lebe wer sein Leben gibt
fürs Proletariat
 
Doch unser Sieg ist nah
Max Hölz ist wieder da
Er hält die rote Fahne hoch
und schwingt sie : Hurra
 
Die Handgranatt am Gürtel
Im Arme das Gewehr
So stürmt Max Hölzens Garde
durchs Sachsenland daher
Der Bürger knickt zusammen
er sperrt den Geldschrank auf
Hölz präsentiert die Rechnung
mit dem Pistolenlauf
 
Denn unser Sieg ist nah
Max Hölz ist wieder da
Er hält die rote Fahne hoch
und schwingt sie : Hurra
 
Hier geht der rote Hahn auf
dort donnert Dynamit
Der Bürger macht die Hosen voll
und schwitzt um den Profit
Die Sipo soll ihm helfen
Der Reichswehrgeneral
Die Sozibonzen zetern
Fürs heilige Kapital
 
Doch unser Sieg ist nah
Max Hölz ist wieder da
Er hält die rote Fahne hoch
und schwingt sie : Hurra
 
Der Bürger schnaubt nach Rache
Sein Geldsack ist noch stark
Wer Hölzens Kopf zerschmettert
Kriegt hunderttausend Mark
Ihr Mörder und ihr Spitzel
Zerstört die rote Saat
Es kämpft für seine Freiheit
Das Proletariat
 
Doch unser Sieg ist nah
Max Hölz ist wieder da
Er hält die rote Fahne hoch
und schwingt sie : Hurra
 
Und muß denn gestorben sein
Genossen, wohlan
Wer für die Freiheit kämpfte
Hat wohl daran getan
Proleten, zu den Waffen
Heraus aus der Fabrik
Sprung auf, marsch marsch ! Es lebe
Die Räterepublik
 
Doch unser Sieg ist nah
Max Hölz ist wieder da
Er hält die rote Fahne hoch
und schwingt sie : Hurra…

Dieses Lied, das in der Festung Niederschönenfeld im April 1920 gedichtet wurde, fiel der Verwaltung der Anstalt bei einer von Beamten der Münchener politischen Polizei vorgenommenen Durchsuchung der Zelle eines Mitgefangenen in de Hände. Der Verfasser, der sich ohnehin gerade in Einzelhaft und hartes Lager bestraft. Er mußte eine volle Woche ohne Bettzeug, Decken und Kissen im nackten Holzgestell schlafen, während der er die kahle Absonderungszelle keine Minute verlassen konnte. Das bayerische Justizministerium gab im Herbst 1920 seine berüchtigte Denkschrift über dir Erfahrungen im Festungsstrafvollzug heraus, welche neben haarsträubenden Unwahrheiten als Beweis für die sittliche Verworfenheit der proletarischen politischen Gefangenen auch das Holzlied enthielt. Die gesamte reaktionäre Presse Bayerns mit Einschluß der sozialdemokratischen erhielt Auszüge aus der Denkschrift zum Vorabdruck zugestellt. So ist der bayerischen Justizverwaltung also die Verbreitung des Max-Hölz-Marsches auf Staatskosten und seine Vermittlung an einem ausgedehnteren, überdies bürgerlichen Leserkreis zu danken, als sie dem Verfasser, selbst wenn et die Hinaussendung auf illegalem Weg versucht hätte, jemals möglich gewesen wäre. Er hält es für seine Pflicht, dem damaligen bayerischen Justizminiter und Ministerpräsidenten Grafen Lerchenfeld für die Bemühung um die Popularisierung des Liedes seine Verbindlichkeit auszudrücken. [1925]


Voir : https://www.volksliederarchiv.de/genossen-zu-den-waffen-max-hoelz-marsch/

<:paru :> in : Mühsam, Erich. — Revolution : Kampf-, Marsch- und Spottlieder. — Berlin [Deutschland] : Der Freie Arbeiter, 1925. — 54 p. ; 19 cm. (P. 19-21)